Von der Raupe zum Schmetterling
HRT

Tipps für die Hormon-Ersatztherapie

HRT und mögliche Folgen


Die HRT ist eine der essentiellen und tiefgreifenden Behandlungen für Trans* Personen auf ihrem Weg zum gefühlten und gewünchten Körper. Ihre gewünschten, aber auch ihre teilweise unerwünschten Nebenwirkungen können erheblich sein. Es liegt auf der Hand, wir greifen damit tief in das menschliche System ein, und das in einem Bereich, wo die Medizin noch viel im Nebel stochert, was im Bereich Transexualität noch stärker gilt.

Selbst bei Cis-Frauen kann eine Phase der starken hormonellen Abweichung - die Schwangerschaft - zu erheblichen Nebenerscheinungen führen, wie z.B. der bekannte "Schwangerschafts-Diabetes".

Wieso sollte das dann bei unserem Weg, wo die Abweichungen, die Eingriffe viel umfasender sind, nicht so sein?


Ich spreche hier aus erheblicher eigener Erfahrung in zwei verschiedenen Bereichen, und mußte dabei erstaunlicherweise feststellen, dass das Wissen, und damit die Hilfe der Schulmedizin teilweise erschreckend gering waren und sind. Ehrliche Endokrinologen geben zu, dass sie vom menschlichen Hormonsystem noch sehr wenig wissen. Eine wirkliche Spezialisierung auf HRT für Trans* Personen fehlt in DE fast völlig. Da sieht es in den USA etwas besser aus, da gibt es vereinzelte Spezialisten.


Es bedurfte z.B. bei mir erst des Beweises durch mich, damit meine erste Endokrinologin die Erkenntnis akzeptierte, dass HRT und der Ausbruch von Diabetes Typ-1 ursächlich verknüpft sein können.

Ohne eigene intensive Beschäftigung mit den Themen und eine starke selbstbewusste Autonomie gegenüber den Ärzten wird man deshalb dabei kaum auskommen, kaum den Weg zu Ursachen der Probleme und deren sinnvoller Behandlung finden.

Ein gutgläubiges Vertrauen in die Schulmedizin ist hier leider völlig unangebracht. Diese Aussage impliziert jedoch keine Aufforderung, die Dinge allein, ohne ständige medizinische Kontrolle anzugehen - ganz im Gegenteil!


Über das allgemein bekannte Thema der meisstens unnötigen Testosteron-Blocker muss ich hier nicht reden, das sollte mittlerweile gut bekannt sein. Sie helfen zwar schnell, aber oft mit nachhaltig negativen Nebenwirkungen. Es kann aus gesamtheitlicher Sicht auf unseren Körper nicht der richtige Weg sein.


Es geht mir hier nur um die Wirkungen der weiblichen Sexualhormone für Transfrauen auf ihren Körper.

Unser Hormonsystem ist ein höchst komplexes System, da gibt es keine einfachen Wechselwirkungen, es sind komplexe Regelkreisläufe zwischen Hirnanhangdrüse, Schilddrüse, Nebennieren, Bauchspeicheldrüse, Zirbeldrüse und Hoden/Eierstöcke. Aber auch außerhalb des eigentlichen Hormonhaushaltes kann es Auswirkungen geben auf Neurotransmitter, die in ihrer Funktion mit erheblichen Auswirkungen beeinflusst werden können.


Es macht hier wenig Sinn alle eventuellen Möglichkeiten aufzulisten, zumal ich die ebenso wenig kenne, wie die Ärzte. Es ist aber sehr hilfreich, seinen Körper während der HRT sorgsam zu beobachten, unerwartete Änderungen zu registrieren, ohne dabei in Hysterie und Aktionismus zu verfallen. Die Beaobachtungen beim nächsten Termin seinem Endokrinolgen zu unterbreiten, zu besprechen, und sich nicht einfach "abwimmeln" zu lassen mit dem Satz, dazu gäbe es keine Erkenntnisse/Studien, ist ebenfalls ein sinnvolles Unterfangen.


Aus heutiger Sicht, mehr als 4 Jahre nach Start der HRT, denke ich, ich habe es weitgehend richtiggemacht, die Ergebnisse sind gut, ich fühle mich sehr gut. Doch empfehle ich jeder Trans*Person über endokrinologische Betreuung hinaus, den Weg durch Homöopathie begleiten zu lassen. Das habe ich nicht getan, doch aktuell lerne ich viel hinzu auf diesem Gebiet, und es gibt spannende Zusammenhänge in unserem "System", die nur die Homöopathie beleuchtet, und die zumindest mir bei aktuellen Problemen, die scheinbar weit entfernt von der HRT geschehen, und dennoch im Kontext zur HRT stehen, weitergeholfen haben.


Unser Körper reagiert auf manches Ungleichgewicht sehr schnell, auf andere Einflüsse erst verzögert, oft Jahre später. Die Aufmerksamkeit auf Änderungen sollte daher auch dann, wenn die HRT längst zur Gewohnheit geworden ist, nicht nachlassen.

Nicht alles, was einem widerfährt, ist normale Alterung, oder unterliegt dem allgemeinen, sich schrittweise verkürzenden "Wartungsintervall". Ein wacher Geist ist in keinem Fall nachteilig.

In diesem Sinne wünsche ich eine erfolgreiche und komplikationslose HRT.


Stand 2021