Von der Raupe zum Schmetterling
Jan 22 - Drama in 3 Akten

Drama in 3 Akten

Warum können wir Deutschen es nicht lernen?

Diese Woche habe ich mal… trau es mir kaum zu schreiben – Staatsfunk ZDF geschaut, und das gleich 2 Mal bei 3 Möglichkeiten.

Eine 3-teilge Fernsehserie – „Der Palast“. Eine Story um Menschen im Friedrichstadt-Palast, dem Star-Tanzensemble der DDR in den Zeiten bis zum Mauerfall, bei dem eine durch die Mauer auf dramatische Weise zerrissene Familie im Mittelpunkt steht, die Story drumherum etwas ungewöhnlich.

Beim letzten Teil haben mich am Ende die Tränen überrollt – warum?


Es gibt eventuell bessere Zeitzeugnisse, es gibt sicher realistischere Storys.

Egal, irgendwie hat der Film auf mich in unserer aktuellen Zeit am meisten emotional gewirkt, hat meine Seele gepackt, die zur Zeit sowieso permanent gefordert ist, von Hoch zu Tief stürzt und wieder emporklimmt.

In diesem Film spiegelte sich für mich der ganze deutsche Wahnsinn der letzten Jahrzehnte wieder, ja fast der eines ganzen Jahrhunderts. Aber auch meine eigene Familie, deren Lügen um die Geschehnisse am Ende des Krieges, die mich meine Kindheit begleiteten, und erst sehr spät bekannt wurden, die Verdrehung von Tatsachen, Verdrängung von Unpassendem, um der neuen und "besseren" Gesellschaft zu genügen, die Propaganda während meiner Kinder-und Jugendzeit in der DDR, das Mißtrauen unter den Menschen, Lügen und Verrat, mein eigenes Schicksal vor und nach der Wende, und das, was gerade wieder einen Keil in die Familie treibt. Es scheint nie aufzuhören, sich immer wieder neu zu zeigen – warum?


Ich bin ein geschichtsbewusster, oft sehr rational-analytischer, aber eben auch ein sehr sensibler und emotionaler Mensch. Alles, was ich gerade auch in unserer Gesellschaft, unserem Leben erschreckendes sehe und erlebe, habe ich in verschiedenen Facetten in dem Film gesehen.

Oder andersherum, alles, was in den letzten 90 Jahren passierte, sehe ich abgewandelt vielschichtig heute wieder.

Wieder sehe ich eine tief gespaltene Gesellschaft. Wieder sehe ich ein politisches Regime, dass jeden Bezug zur Realität des Lebens und der Menschen verloren hat. Wieder sehe ich ein Regime, dass sich mit allen Mitteln an die Macht klammert. Wieder sehe ich Repressalien gegen Andersdenkende, höre ich die so ähnlichen Parolen des Regimes, dass von Kollaborateuren und Staatsfeinden redet, heute sind es Leugner, Querdenker und Verschwörungstheoretiker, aber ebenso Staatsfeinde. Wieder sehe ich teilweise brutale Schergen, die sich bis zum Schluss in den Dienst des Regimes und gegen das Volk stellen, und alles an sich abprallen lassen.

Wieder sehe ich tiefe Risse selbst durch Familien und Freundschaften, verursacht durch ideologischen Krieg und Propaganda.

Wieder sehe ich eine unendliche Schar braver Mitläufer, die sich moralisch überlegen fühlen oder so geben.

Alles selbstverständlich nicht identisch, aber in den Mustern und Methoden so verdammt ähnlich.

Einen Unterschied gibt es zum DDR-Regime, dort waren politische Überzeugungstäter am Werk, heute sind die Täter vom Geld- und Machtsystem getrieben. Was jetzt besser oder schlechter ist, spielt aber fast keine Rolle.


Warum lernen wir Deutschen nicht aus unserer Geschichte, warum rutschen wir zum dritten Mal in totalitäre Strukturen, und sehen nicht, dass es passiert?

Warum funktionieren die gleichen Muster - eine plausible Story, passende massive und dauerhafte Propaganda und damit erzeugte Angst - erneut so vortrefflich?

Warum läuft die Masse der Menschen, über Jahrzehnte das „Nie wieder“ wie ein Mantra vor sich hertragend, wieder den politischen Rattenfängern nach, ohne es zu begreifen?

Sie bedienen die gleichen Sprachmuster, grenzen andere Menschen, heute vorwiegend gesunde Menschen, die den Sinn des Impfens nicht nachvollziehen können, und sonstige Andersdenkende bereitwillig aus, diskriminieren bereitwillig andere Menschen im festen Glauben, selbst der richtigen und moralisch guten Sache zu dienen, die natürlich der Staat definiert hat, denunzieren Andersdenkende im Sinne der „richtigen Sache“. Wie gesagt, es sind die gleichen Methoden, Muster und Funktionsweisen, nur die Story ist eine andere, die Feindbilder sehen anders aus – das typische Funktionsprinzip eines totalitären Staates.


Wie immer sind die Menschen die eigentlichen Opfer solcher Methoden und Strukturen, zuerst die betroffenen Andersdenkenden, später auch die Mitläufer und Mittäter. Auch dieses Regime wird hoffentlich alsbald über seine Macht-Arroganz stürzen, und wieder werden wir erleben, was bereits zweimal geschah.

Keiner war schuldig…, alle mussten ja gehorchen oder Befehlen folgen…, man hatte keine Wahl…, wir dachten doch…

Nur eine Ausrede wird nicht wieder genutzt werden können - wir wussten ja nicht…

Heute kann es im Gegensatz zur NS-Zeit und in weiten Teilen zur DDR-Zeit Jeder wissen, wenn er nur will. Alle Informationen liegen vor, man muss sich nur die Zeit nehmen, sie zu suchen und zu lesen.

Darin liegt die Hoffnung, dass es nicht wieder 12 oder 40 Jahre dauern wird, bis das Lügengebäude zusammenbrechen wird. Noch hoffe ich, dass nicht alle Ahnungen und Möglichkeiten wahr werden, das Erwachen nicht zu entsetzlich wird.

Leider habe ich im Moment das Gefühl, dass die gerissenen Wunden, die gezogenen Gräben schon nach 2 Jahren tiefer sind, als sie es zur DDR-Zeit und auch weitgehend zur NS-Zeit je waren, denn nie zuvor waren die Mittel und Möglichkeiten der Propaganda so gewaltig, wie heute, wo sie sich auf gewaltige Finanzmächte stützen können. Doch noch überwiegt die Hoffnung!

Alle guten Dinge sind drei, wäre eine zynische Formulierung, daher „Drama in 3 Akten“, aber ich hoffe, dass es dieses Mal, wo die Täuschung so perfekt und dazu weltweit inszeniert wurde, am Ende ebenso grundlegend verändert werden kann. Die Alternative wäre eine lange und kaum vorstellbare Dystopie weltweit.