Von der Raupe zum Schmetterling
GaOP

Tipps für die Geschlechtsangleichende Operation (GaOp)

Sigma-Lead Dr. Kaushik, Suporn Chonburi-flap, PI, Peritoneale Vaginalplastik

Optionen und meine Erfahrungen


Über die Wichtigkeit und Bedeutung dieser Operation für Transfrauen muss ich sicher keine Worte verlieren.

Dennoch war ich im Laufe der letzten Jahre nicht selten über die Unbedarftheit überrascht, mit der manche Transfrauen diesen so wichtigen Meilenstein anpackten, wie wenig vorinfomiert und reflektiert sie an das Thema herangingen. Ich habe für diesen Schritt über 1,5 Jahre hinweg sehr viel Zeit investiert, um mich zu informieren, Methoden zu studieren, Ärzte und ihre Ergebnisse zu sehen und zu beurteilen, auch Kontakte zu suchen, um Ergbnisse live sehen zu können. Das war anstrengend, manchmal hatte ich schon Entscheidungen getroffen, sogar schon Anzahlungen geleistet, sie dennoch wieder verworfen, weil es in der Gesamtheit nicht stimmig war.

Operationen sind immer ein schwerwiegender Engriff, doch dieser Eingriff ist definitiv ein noch bedeutenderer, weil einmaliger, in der Regel kaum korrgierbarer massiver Eingriff mit weitreichenden Folgen.

Da ist es jede Minute wert, die man zuvor in Klarheit investiert. Hinterer jammern, oder es sich schön reden, bringt am Ende nur seelisches Leid.


Für mich war nach Konsultationen hier in DE bei zwei Ärzten in München, alle Anderen schieden zuvor schon aus, ziemlich schnell klar - die OP wird nicht in DE, nicht in Europa sein.

Warum? Alle setzen mehr oder weniger auf die klassische "Penile Inversion", in der Folge "PI" genannt. Es gibt Variationen, manche nennen ihre Variante "Kombinierte Methode", doch letztlich sind es am Ende alles nur kleine Modifikationen der PI, und das war für mich von Beginn an nicht stimmig.


Eine OP im Nicht-Europäischen Ausland zahlen deutsche gesetzliche Krankenkassen definitiv nicht. Man sollte sich jedoch zuvor Gedanken machen, welchen Stellenwert diese OP hat, und was die wirklich wichtigen Kriterien sind.

Für mich war Nähe zum Wohnort ganz sicher kein Thema - das sollte es angesichts der Bedeutung dieser Operation niemals sein. Auch die Kosten waren für mich sicher eine Überlegung wert, aber am Ende nicht entscheidend.


Auch im Ausland, und hier sind eigentlich nur Thailand, und mit Abstrichen, Indien und die USA erwähnenswert, wird oft nach der Methode PI operiert, doch in den meissten mir bekannten Fällen überzeugten die Ergebnisse dort mehr. Ein Grund liegt in der erheblich größeren Erfahrung, die in Asien etwa um den Faktor 10 bei den durchgeführten Opertionen liegt. Doch oft ist im Ausland auch mehr Freude und Berufung an der Aufgabe für mich erkennbar gewesen, als hier in DE. Herausragend ist für mich hier besonders Dr. Suporn, der tatsächlich eine erhebliche Weiterentwicklung der PI anbietet, die daher als eigenständige Methode betrachtet werden kann.


Aber gerade in Thailand und Indien gibt es auch weitere methodische Alternativen (mittlerweile auch in Amsterdam - Dr. Bowmann).

Meine Zweifel waren immer im Bereich der "Natürlichkeit" angelegt. Sicher, wirkliche Natürlichkeit gibt es heute umfangreich noch nicht, aber so weit wie möglich natürlich. Und das war für mich das Thema innerer mikrobiologischer Zustand der Vagina. Wie sollte eine PI-Vagina, also eine Vagina aus umgestülpter Penis- und/oder Skrotalhaut zu einem Zustand führen, in dem sich die Vagina natürlich reinigt, eine mikrobiologisch weitgehend natürliche Umgebung herrscht? Richtig, das ist so kaum machbar, auch wenn Manche behaupten, dieser Zustand würde sich Schritt für Schritt einstellen, oder die Kombinierte Methode würde durch Verwendung des überschüssigen Harnröhren-Materials in der Vagina dazu führen.

Da ist eher der Wunsch der Vater des Gedanken...

Das ist heute nur mit einer Metode darstellbar - der Verwendung von Sigma-Schleimhaut. Sigmoide Methode oder Sigma LEAD Methode sind die Schlagwörter.

In letzter Zeit kommt eine neue Methode ins Gespräch, ein Implantat aus Bauchfell-Schleimhaut (Peritoneal Vaginoplastic). Hierzu kenne ich persönlich keinen Fall, die Studienlage ist noch dünn. Von mir befragte Chirurgen zweifeln etwas die zu erreichende Stabilität der Vagina an. Hierzu am Ende ein Studienergebnis.


Bei der Sigma-Methode wird vom Sigma-Darm (sigmoid), dem letzten Stück Darm vorm Rectum - und nur das ist geeiget - ein Teilstück reseziert unter Beibehaltung der Blut- und Nervenversorgung, und innerhalb des Bauchraumes durch den Beckenboden hindurch in den neuen Vaginalkanal geführt und dort mit der Vulva verbunden, und am Wirbelsäulenende fixiert. Das Ergbnis ist eine sich selbst versorgende und reinigende Vagina, die zudem die typischen Probleme der PI-Methode (Gefahr der Verengung/Zuwachsens, geringe Tiefe, langwieriges und teils schmerzhaftes Dilatieren) nicht kennt, und bedeutend schneller verheilt.

Ja, es gibt dafür andere Risiken.

Es ist eine Doppel-OP, bei der in einen gesunden Darm eingegriffen wird, bei der es Risiken für den Darm und die Beckenboden-Muskulatur geben kann. Letzteres besonders bei fortgeschrittenem Alter. Daher begrenzen manche Chirurgen das Alter für diese OP auf max. 50 Jahre, und achten auf einen sehr guten BMI, bzw. eine gute gesundheitliche Gesamt-Konstitution der Patientinnen. Zu viel Bauchfett (unterhalb der Bauchdecke) erhöht den Aufwand für die OP massiv, und damit auch die Risken.


Ich hatte mich für die Sigma-LEAD Methode von Dr. Kaushik in Delhi (Indien) entschieden, obwohl ich mit 57 J. eindeutig zur Risikogruppe zählte, und Dr. Kaushik zu Beginn skeptisch war. Doch meine körperlichen Werte überzeugten ihn vollständig.


Das Fazit meiner Entscheidung und OP: Ja, es war nicht 100%ig - doch gibt es das? Aber ich würde es wieder so entscheiden. Funktional ist es 90%ig, optisch wohl 80%ig bei aller Subjektivität, und ich bin Perfektionistin.

"Altersgerecht" habe ich eine Beckenbodensenkung davon getragen, die mich 2 Jahre begleitete mit Training und einem Korrektureingriff.

100% wären für mich nach heutigem Stand die Kombination aus der Suporn- und der Kaushik-Methode. Der Chonburi-flap hinzu wäre das Optimum, das schafft Dr. Kushik nur zu 50%.


Es gibt ein Standard-Argument von Kritikern gegen Operationen solcher Dimension im Ausland - mögliche Probleme und Nachsorge. Es ist ein Thema - keine Frage. Doch es relativiert sich schnell, wenn man genauer hinschaut.

1. Der Aufenthalt in der Klinik, oder kombiniert Klinik/Hotel vor-Ort, wird mindesten 3, oft 4 Wochen sein. In dieser Zeit ist die Heilung soweit fortgeschritten, dass schwere Komplikationen kaum mehr vorstellbar sind.

2. Im Gegensatz zu DE pflegen asiatische Ärzte/Kliniken einen intensiveren Austausch per Mail/WhatsApp o.a. auch nach der OP, so dass man immer wieder direkt mit dem Arzt in Kontakt gehen kann, wenn man das Gefühl hat, es sei nötig, was in DE nur schwer vorstellbar ist.

3. Kenne ich etliche Berichte aus deutschen Kliniken zu diesem Thema, wo sich mir angesichts der Pflege- und Behandlungszustände die Nackenhaare aufstellten, und diese Betrachtung eher ad absurdum führen.


Ich hatte mir die Frage zuvor auch gestellt, jedoch entschieden, das aus meiner Sicht geringe Risiko trotz meines relativ hohen Alters einzugehen, und es war richtig so. Persönlich kenne ich keinen Fall, wo nach der Rückkehr von der OP eine Patientin so große Probleme hatte, dass sie eine Weiterbehandlung durch den Operateur benötigt hätte.


Dennoch, ein wacher Geist, ein gutes Gefühl und Achtsamkeit für seinen Körper sind auch und gerade bei dieser OP davor und danach sehr hilfreich. Doch das trifft ganz allgemein auf unser Leben zu.


In diesem Sinne wünsche ich eine intensive Vorbereitung, eine gute Auswahl und Entscheidung, eine erfolgreiche OP, ein gelungenes Ergebnis, eine komplikationslose Verheilung und natürlich das nötige Quentchen Glück, dass es trotz allem immer benötigt!


Zum Schluss habe ich die Arbeiten von 2 hervorragenden Chirurgen auf diesem Gebiet ausgewählt, in denen sie ihre Methode ausführlich beschreiben und auch mit OP-Fotos verdeutlichen. Ergänzt durch eine Vergleichsstudie zu Sigma-Lead- und Peritoneal-Vaginoplastic.

Ich habe sie ins Deutsche übersetzt, jedoch ohne Anspruch auf Perfektion, besonders bei der Verwendung der medizinischen Fachbegriffe (deutsch/lateinisch), die ich manchmal eher gefühlsmäßig unverändert übernahm, manchmal eindeutschte.


Viel Erfolg beim Gewinnen neuer Einsichten!